Veranstaltung 2024
Geschafft! Von insgesamt 124 Rennradfahrern im Alter bis 74! (darunter gut 20 über Teilstrecken) kamen am 10. August gut 100 fast pünktlich an der Mettertalhalle im Vaihinger Stadtteil Horrheim an – nach 343 km in den Beinen. Mit einem Duchschnittstempo von 28 km/h. Freudig erwartet von Aktiven des RSV Vaihingen, Friedensbewegten und Angehörigen der Radsportler. Begleitet von einer Vielzahl von Motorradfahrern und drei Autos der absichernden Polizei. Erfolgreich ging damit zum zwanzigsten Mal in Folge die außergewöhnliche Rennraddemonstration als Schrittmacher für nukleare Abrüstung zu Ende, die seit 2023 unter dem Namen Nuclearban Radmarathon, stattfand. Viele Neuerungen galt es dieses Jahr zu meistern.
Schon der Anblick morgens ab 4 Uhr 30 an der Alten Kelter in Horrheim ließ die Herzen aller höher schlagen. Das altehrwürdige Gebäude wurde perfekt in Kombination des Hausmeisters und des RSV Vaihingen vorbereitet. Nach der Anmeldung, Übergabe von Startnummern und Trikots sowie dem leckeren Frühstück begrüßten Oberbürgermeister Uwe Skrzypek, einer der Schirmherren der Veranstaltung und früher stellvertretender Vorsitzender des württembergischen Radsportverbands, sowie Roland Blach als Koordinator alle Teilnehmer. Fast pünktlich um 5 Uhr 49 ging es auf den Weg. Die neue idyllische Strecke führte zunächst durch den Stromberg bis nach Eppingen und dann weiter das Elsenztal bis zum ersten Halt in Zuzenhausen. Kurz vor 8 Uhr warteten dort bereits das Vorstandsteam des SV & FC Zuzenhausen sowie der CDU Ortsverband auf die Radfahrer und hießen alle mit Beifall willkommen. Gestärkt durch das leckere Buffet und Reden von Bürgermeister Hagen Zuber sowie Judith Schlegl vom Sportverein ging es pünktlich auf die Strecke nach Mannheim.
Organisiert vom Mannheimer Friedensbündnis und der Stadtverwaltung Mannheim fand nach einem Jahr Pause das Mittagessen mit Pasta um 10 Uhr (!) wieder am Engelhorn-Reiss-Museum in den Quadraten statt. Neben den Reden von Cathérine Lisa Schleicher, Leitung Fachbereich Internationales, Europa und Protokoll der Stadt, sowie Klaus Waiditschka, Vertreter des Friedensbündnisses Mannheim, war das besondere Highlight die Musik der Crazy Hat´s. Dirk Wett stieg vom Rad direkt auf die Bühne und legte mit seinen Kumpels los. Auch das bekannte Antikriegslied „War“ von Edwin Starr gaben sie neben Klassikern der Rockmusik zum Besten.
Während der bekannten Fahrt über Ludwigshafen Richtung Bad Dürkheim gab es wie jedes Jahr große Augen: die Einfahrt auf das Ende der Autobahn kurz bevor daraus eine Bundesstraße wurde. Nach der erneuten bergfrei Fahrt zum Ruheforst auf 347m machte das Peloton eine Punktlandung an der kleinen Kirche in Kaiserslautern. 13 Uhr. Vor den Augen des filmenden SWR Teams. Im Gemeindesaal gab es wie immer eine köstliche Stärkung, organisiert von der Friedensinitiative Westpfalz (FIW). Mit erneut den Frieden stärkenden und die Radfahrer bewundernden Reden von Klaus Wirtgen für die FIW, der Schirmfrau – Oberbürgermeisterin Beate Kimmel – und Dekan Richard Hackländer im Gepäck und der Fernsehkamera an einem Rad ging es um die AirBase Ramstein herum zum Parkplatz der Gedenkstätte für die Opfer der Flugkatastrophe von 1988. Wie jedes Jahr seit 2005 (bis auf die Coronajahre 2020/2021). Immer wieder ein bewegender Moment.
Durch den wunderschönen Pfälzer Wald und Anstieg auf 471m am Johanniskreuz wurde zielstrebig der letzte Etappenort Lingenfeld mit dem Vereinsgelände des RV Lingenfeld angefahren. Nach kurzen Begrüßungen von Heidi Ostwald, Vorsitzende des Radvereins, und Sebastian Ungeheuer als zweiter Ortsbeigeordneter ging es auf die über 70km lange Schlussetappe. In der magischen Abenddämmerung und immer die Blaulichter der Polizei in Sicht ging es schließlich bis nach Horrheim zurück. Bei einem gemeinsamen Pizzaessen endete der Tag mit vielen unvergesslichen Momenten.
Als Teil einer weltweiten Bewegung gelang es erneut, den Marathon für die Stärkung des 2021 in Kraft getretenen UN-Atomwaffenverbotsvertrages, der bislang von 70 Staaten ratifiziert und von 93 Staaten unterzeichnet wurde, zu nutzen. Im Vorfeld und im Nachgang durch vielfältige Berichterstattung in den Medien (SWR Fernsehen, Vaihinger Kreiszeitung, Rhein-Neckar-Zeitung, Bietigheimer Zeitung, Mühlacker Tagblatt, Rheinpfalz, Mannheimer Morgen, Wochenblatt), durch Reden, Trikots und vielem mehr. Projektkoordinator Roland Blach aus Marbach am Neckar: „Die Gefahr eines Atomkrieges war noch nie so hoch wie heute. Der Ukrainekrieg birgt die ständige Gefahr einer auch nuklearen Eskalation, nicht zuletzt durch die neue geplante Stationierung von Mittelstreckenwaffen in Deutschland. Wir rufen dazu auf, dass es zu ernsthaften Abrüstungsverhandlungen insbesondere zwischen den USA, Russland und der VR China kommt und setzen uns für den Beitritt aller EU-Mitgliedsstaaten zum Atomwaffenverbotsvertrag ein!“
Ein großes DANKE an alle, die diesen Nuclearban Marathon möglich gemacht haben. Das Orgateam, die Radfahrer, die Begleitfahrer im Auto, die vielen helfenden Hände in den Stationen (Stadtverwaltungen und Vereine), die Redner, die Sponsoren, die Polizisten und nicht zuletzt den Teams der Veranstalter: der Friedenswerkstatt Mutlangen und dem RSC Bretten!! Die Friedenswerkstatt Mutlangen ist als eine von über 600 Partnerorganisationen von der International Campaign to Abolish Nuclear weapons (ICAN) in über 100 Ländern auch Friedensnobelpreisträger 2017.
Eine besondere Friedensfahrt für eine Welt ohne Atomwaffen, die 2025 vielfältig fortgesetzt wird.
Wir danken allen Beteiligten in/um die Stadtverwaltung in Bretten für die jahrelange großartige Unterstützung bis 2023. Die Melanchthonstadt hat sich eine Pause erbeten.
SWR Fernsehbericht vom 10. August 2024
Veranstalter
Friedenswerkstatt Mutlangen
RSC Bretten
Sponsoren
- 3°TRIPUGNA
- Alnatura Super Natur Markt Kaiserslautern
- Banafair
- Edeka Arlt Kleinglattbach
- Ensinger
- ICAN Deutschland
- IPPNW
- Ohne Rüstung Leben
- taz
Lokale Partner
Schirmherrschaft
- Dr. Beate Kimmel, Oberbürgermeisterin Kaiserslautern
- Markus Kropfreiter, Bürgermeister Lingenfeld
- Uwe Skrzypek, Oberbürgermeister Vaihingen/Enz
Hier ist noch der Bericht des letztjährigen Marathons:
In Fortsetzung der seit 2005 als Pacemakers durchgeführten Rennraddemos fand am Samstag, 5. August der Nuclearban Marathon über 334 km von Bretten über Neckargemünd, Mannheim, Kaiserslautern, Ramstein, Lingenfeld zurück nach Bretten statt. Gut 150 RadsportlerInnen, darunter ein Landtagsabgeordneter, ein Bürgermeister und ein Stadtrat, engagierten sich auf der längsten eintägigen Raddemonstration in Deutschland als Schrittmacher für nukleare Abrüstung. Neben den Kundgebungen in den Städten mit Reden und Musik stand heuer die Fahrt durchs Gelände der Bundesgartenschau in Mannheim an. Der Marathon wurde veranstaltet von der Friedenswerkstatt Mutlangen und dem RSC Bretten. An den einzelnen Standorten gab es reichlich Verpflegung.
Die Demo erinnerte mit der Fahrt und den eindringlichen Reden von Bürgermeister Michael Nöltner (Bretten), Bürgermeister Frank Volk (Neckargemünd), des Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein, des persönlichen Referenten des neuen Oberbürgermeisters Walter Specht (Mannheim), Roland Schuster (Friedensbündnis Mannheim), der in Kaiserslautern gewählten Oberbürgermeisterin Beate Kimmel (tritt ihr Amt am 1. September an), Klaus Wirtgen und Michael Höhn (beide Friedensitiaitive Westpfalz), Markus Kropfreiter (Bürgermeister Lingenfeld und Landtagsabgeordneter) Heidemarie Ostwald (erste Vorsitzende Radfahrerverein Viktoria 05 Lingenfeld e.V.) sowie Silke Schwarzstein (stellvertretende Dekanin in Kaiserslautern) in sehr unterschiedlicher Weise an den Wahnsinn der atomare Abschreckung, beginnend mit dem ersten Atomwaffenversuch in der Wüste Neu Mexikos (siehe Film „Oppenheimer“), die Zerstörung der beiden japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki durch Atombomben am 6. und 9. August 1945 sowie die Millionen Menschen, die bis heute an den Folgen dieser Abwürfe sowie der über 2.000 Atomtests gestorben sind oder unter oft schweren chronischen Erkrankungen leiden. Im Fokus stand die zivilgesellschaftliche und kommunale Unterstützung des 2021 in Kraft getretenen Atomwaffenverbotsvertrages (AVV), den bisher 68 Staaten ratifiziert haben. Im November/Dezember 2023 treffen sich die Vertragsstaaten in New York – zum Austausch und für weitere Schritte.
„Uns bedrohen weltweit noch immer 12.500 Nuklearwaffen! Die neun Atomwaffenstaaten rüsten ihre Arsenale weiter auf“, kritisierte Roland Blach, Koordinator der Demo bereits im Vorfeld und erinnerte an die Warnung von Dan Smith, Direktor des Friedensforschungsinstituts SIPRI, wenige Wochen zuvor: „Wir driften in eine der gefährlichsten Perioden der Menschheitsgeschichte“. „Die nukleare Teilhabe der NATO in Europa ist Teil des Problems. Die geplante Stationierung russischer Atomwaffen in Belarus verschärft die existenzielle Gefahr“ so Blach weiter.
Als Teil einer weltweiten Bewegung erwarteten mehrere Redner des Marathons von der Bundesregierung auch in Form eines am 5. August veröffentlichten Aufrufs u.a. „Atomwaffen aufgrund der katastrophalen humanitären Folgen ihres Einsatzes zu ächten und Entschädigungen der Atombombenopfer zu ermöglichen, auch die zweite AVV-Staatenkonferenz als Beobachter zu begleiten und weitere Schritte auf dem Weg zu einem deutschen Beitritt zu gehen“
Der Marathon verdeutlichte erneut die außergewöhnliche Verbindung zwischen der Friedensbewegung, dem Radsport und den Städten, die sich vielfach in den Mayors for Peace engagieren. Das nicht zu übersehende Peloton wurde erneut vorbildlich eskortiert von der Polizei. Die Stadtverwaltungen in Bretten, Mannheim und Neckargemünd, „Bretten aktiv für Frieden“, das Team um den Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein incl. der Grünen Neckargemünd, der Heidelberger Friedensratschlag, die Friedensinitiative Westpfalz und der RV Lingenfeld sind lokale Partner. Die Schirmherrschaft hatten gemeinsam Beate Kimmel (gewählte Oberbürgermeisterin Kaiserslautern) und Martin Wolff (Oberbürgermeister Bretten) übernommen.
Die unfallfreie, vom Wetter sehr begünstigte Fahrt war eine großartige Werbung, den Frieden zu leben und das Atomwaffenverbot zu stärken. In Zeiten, in denen der Frieden nicht nur wegen des Ukrainekrieges extrem zerbrechlich ist. So stand der vor 45 Jahren ins Leben gerufene Slogan „Frieden schaffen ohne Waffen“ auch immer wieder im Blickpunkt. Viele Teilnehmende meldeten sich bereits am Tag nach der Veranstaltung begeistert zurück (O-Ton: „Orga, Koordination, Ansprechpartner, technische Unterstützung, Verpflegung (die war echt weltklasse!) – hat uns super viel Spaß gemacht, danke hierfür!“) und wollen auch abseits des Marathons Werbung für den Nuclearban machen, z.B. über das Bikewear.